Brennero aperto – Freie Fahrt über den Brenner
Sonntag, 1. März 2015 – Transnationaler Migrant_innen-Streik
9.30 Uhr Bahnhof Innsbruck (Bahnsteig 41)*
10.30 Uhr Demonstration vom Bahnhof Brennero (Italien) zur Staatsgrenze
11 Uhr No-border-Aktion an Staatsgrenze Österreich-Italien, Bundesstraße Kreisverkehr
15 Uhr Theater und Information in der Bäckerei, Dreiheiligenstraße 21
* Aufgrund der rassistischen Gesetzeslage für Flüchtlinge ist eine Zugfahrt auf den Brenner nur für Menschen mit gültigen Reisedokumenten für Italien und Österreich möglich.
Fast 6.000 Flüchtlinge wurden letztes Jahr von der Tiroler Polizei an der Durchreise in den Norden gehindert und nach Italien „zurückgeschoben“. Seit November 2014 patroullieren deutsche und österreichische zusammen mit italienischen Polizist_innen als sog. Trinationale Kontrollen in Zügen auf italienischem Staatsgebiet und verweisen Flüchtlinge noch vor der Einreise nach Österreich des Zuges. Dadurch wurden die offiziellen Rückschiebungszahlen gesenkt. Und das „Problem“ für die Tiroler Politik ist nicht mehr so sichtbar.
Zum ersten Mal werden Aktivist_innen aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz in einer gemeinsamen transnationalen Aktion die „unsichtbare“ Grenze am Brenner(o) bestreiken und die Politik der Flüchtlingsabwehr von österreichischen und deutschen (Polizei)Behörden sichtbar machen. Mach mit!
Unabhängige Rechtsberatung ermöglichen!
Ein aktueller Entscheid des Europäischen Menschengerichtshofs (EGMR) erklärt Rückschiebungen von Familien und Menschen mit Beeinträchtigungen nach Italien als unzulässig bzw. nur nach eingehender Prüfung des Einzelfalls als möglich.
Ob die Polizei die Menschen rechtlich über ihre Möglichkeiten der Asylantragsstellung aufklärt und die Zulässigkeit einer Rückschiebung überprüft, darf bezweifelt werden. Warum sonst verwehren sich die Polizeibehörden mit Vehemenz gegen den Zugang von unabhängigen Rechtsberater_innen zum Anhaltelager Plon, in dem Flüchtlinge festgehalten werden, um sie den italienischen Polizeikräften zu übergeben?
Dublin-Verordnung muss weg!
Das Dublin-Regime, wonach jener Mitgliedsstaat für das Asylverfahren zuständig ist, in dem die Person das erste Mal polizeilich erfasst wurde, bedeutet ein massives Ungleichgewicht innerhalb der EU. Während die (reichen) Staaten des Nordens – hier vor allem Deutschland, Frankreich und Österreich – sich massiv gegen eine Neuregelung der europäischen Flüchtlingspolitik aussprechen, kollabieren in den von der Krise des Kapitalismus schwer angeschlagenenen Staaten des Südens die rechtlichen und humanitären Unterstützungssysteme für Menschen auf der Flucht. Nach Griechenland besteht seit 2011 eine EU-weites Abschiebeverbot, weil die Zustände dort für geflüchtete Menschen selbst nach EU-Kriterien unannehmbar katastrophal sind.
Warum 1. März?
Am 1. März, dem Tag des Transnationalen Migrant_innen-Streiks, machen wir die für viele Menschen „unsichtbare“ Grenze am Brenner(o) wieder sichtbar. Durch den Transnationalen Migrant_innen-Streik jährlich am 1. März machen Flüchtlinge und Zuwander_innen seit einigen Jahren gemeinsam mit solidarischen Unterstützer_innen darauf aufmerksam, dass sie in allen Bereichen ungleicher Behandlung, fehlenden sozialen und politischen Rechten und Repression unterliegen. In Innsbruck/Tirol steht dieser Tag bereits zum fünften Mal im Zeichen des solidarischen Kampfes für gleiche Rechte aller Menschen.
Wir fordern:
* Die Dublin-Verordnung muss fallen. Freie Wahl des Aufnahmelandes für Flüchtlinge!
* Unabhängige rechtliche Beratung im Anhaltelager Plon!
* Globale Bewegungsfreiheit!
* Gleiche Rechte für alle Menschen!
No border! No nation!
Stop deportation!
Plattform Bleiberecht Innsbruck